Burg Lissingen

Burg Lissingen
Rheinland-Pfalz
Vulkaneifel
Gerolstein-Lissigen
32U 331620 5565374
50° 12′ 59.59″ N, 6° 38′ 23.21″ E
50.216551° , 6.639782°
ca. 355 m
vermutlich 12. Jahrundert, 1212 erste urkundliche Erwähnung

ehemalige Wasserburg

vollständig erhalten
direkt in der Nähe der Burg
Dienstags bis Sonntags, 11.00 bis 17.00 Uhr
möglich
ja
Die Burg befindet sich komplett in Privatbesitz.

Die Burg Lissingen besteht aus der Oberburg und der Unterburg, die ursprünglich und auch heute wieder unterschiedlichen Eigentümern gehören und diese entsprechend unterschiedlich nutzen.


Die Oberburg wird privat genutzt. Nach Voranmeldung ist eine Besichtung möglich. In der Oberburg können Ferienwohnungen-/zimmer angemietet werden.


Die Unterburg wird ebenfalls privat genutzt, kann aber von April bis Oktober besichtigt werden. (Preise inkl. Führung: Erwachsene 6,- €, Kinder/Schüler 4,- €) Es befindet sich ebenfalls ein Restaurant mit gutbürgerlicher Küche in der Unterburg.

Website der Oberburg

Website der Unterburg

Die Burg Lissingen bei Wikipedia

Die Burg Lissingen an der Kyll ist eine gut erhaltene, ehemalige Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert bei Gerolstein im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Sie wirkt von außen wie eine einzige Burg, ist aber eine Doppelburg. Sie besteht aufgrund einer Teilung im Jahre 1559 aus einer sog. Unterburg (Niederburg) und einer Oberburg, die auch heute wieder verschiedene Besitzer haben. Ähnlich wie Burg Eltz und Schloss Bürresheim zählt Burg Lissingen zu den ganz wenigen Eifelburgen, die nie zerstört worden sind.[1]

Lissingen und der benachbarte Ort „Sarresdorph“ sind vermutlich aus einer römischen Siedlung entstanden. Dies lassen nicht nur Grabungsfunde aus dem Wirtschaftshof der Unterburg vor dem Ersten Weltkrieg, sondern auch die Nähe zum ehemaligen römischen Ausava, heute Oos, einer Pferdewechsel-Station an der römischen Straße zwischen Trier und Köln, vermuten.[2]

Nach der großen germanischen Landnahme im 5. Jahrhundert wechselten die ehemaligen römischen Siedlungen in den Besitz der fränkischen Könige über. Aus diesem Besitz entwickelte sich später der Hausbesitz der Merowinger und Karolinger. Während der karolingischen Zeit im 8. und 9. Jahrhundert gehörten die beiden Siedlungen Lissingen und Sarresdorph zur Abtei Prüm bzw. deren Hof Büdesheim.[3]

 

 

Nach Einfällen von Normannen im 9. Jahrhundert und Übergriffen auf die Abtei Prüm wurden zu deren Schutz Wehrtürme und später auch Burgen errichtet. → Während der Blütezeit des höfischen Ritterideals wurde der befestigte Sitz zu einem wehrhaften Gebäudekomplex weiter ausgebaut.[4]

 

Erstmals urkundlich erwähnt wird die Burg Lissingen im Jahr 1212 als Besitz der Ritter von Liezingen. Noch im Jahre 1514 belehnte die Abtei Prüm den Herrn Gerlach Zandt von Merl mit dem gesamten Besitz Lissingen. Im Jahre 1559 kam es dann zu einer Teilung der Burganlage in Unter- und Oberburg.[5]

In den Jahren 1661-1663 baute Ferdinand Zandt von Merl die Unterburg fast völlig um. Unter Einbeziehung von drei mittelalterlichen Wohntürmen entstand ein imposantes Herrenhaus (Haupthaus) von schlossartiger Gestalt und Dimension. Dieses besaß auch eine kleine Hauskapelle in Form eines Vorbaus. Die Hauskapelle wurde in der Folge (1711 und 1745) als Oratorium derer von Zandt erwähnt. Es wurde zu Anfang des 20. Jh. aufgegeben.[6]

Lissingen, ein kleines autonomes Territorium

1762 wurde Josef Franz von Zandt zu Merl noch vom trierischen Kurfürsten (als Prokurator der Abtei Prüm) mit Lissingen belehnt. Einige Jahre später, im Jahr 1780, wurde dieser Adlige – als Mitglied der ReichsritterschaftFreiherr (Landesherr) der Herrschaft Lissingen, eines kleinen, autonomen Territoriums. Dieses bestand bis zum Ende der Feudalzeit fort. In diese Zeit fallen größere bauliche Erweiterungen der Burganlage, insbesondere in Gestalt einer erheblich vergrößerten Zehntscheune samt Stallungen.

Infolge der französischen Revolution kam das linksrheinische Gebiet, zu dem auch die ehemalige Herrschaft Lissingen bzw. Burg Lissingen gehörte, im Jahre 1794 unter französische Verwaltung.[7]

Lissingen, ein Wirtschaftsbetrieb der Neuzeit

Bereits 1815 wurde das Gebiet der Eifel dem Königreich Preußen zugeteilt. In den Folgejahren wechselten die beiden Teile der Burg mehrmals den Besitzer, bis sie 1913 unter einem Besitzer vereint wurden. Dieser baute mit viel Elan einen Gutsbetrieb auf.


Burg Lissingen um 1880 – Gemälde von Eugen Bracht

Eine spürbare wirtschaftliche Weiterentwicklung brachte die Einrichtung eines eigenen kleinen Elektrizitätswerkes, welches im Jahr 1906 seinen Betrieb aufnahm. Die Stromversorgung erfolgte für die Burg, etwa 50 Häuser in der Ortschaft Lissingen und die kleine Bahnstation Lissingen. Die Stromversorgung Dritter dauerte noch bis zum Jahre 1936 an, bis sie vom Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE) übernommen wurde.[8]

Im Jahr 1932 erwarb der Brauereibesitzer Greven aus Köln den (durch die Weltwirtschaftskrise geschwächten) Gutsbetrieb. Auf seine Veranlassung hin entstanden die großen landwirtschaftlichen Bauten an der Südseite der Burg. So wurde 1936 ein neuer großer Kuhstall errichtet mit Melkstand, Milchküche, Kühlhaus und einer der ersten Abfüllanlagen für Flaschenmilch in der Eifel.

Während des Zweiten Weltkrieges diente die Burg als Unterkunft für verschiedene Wehrmachtsregimenter wie auch als Befehlsstelle des deutschen Generalstabs und gegen Ende des Krieges auch als provisorisches Gefängnis für hohe Militärs.

Nach dem Ende des Krieges wagte die Familie Greven einen Neuanfang mit Milch- und Viehwirtschaft. Bis zum Jahre 1977 wurde die Unterburg als landwirtschaftlicher Betrieb von einem Pächter bewirtschaftet. Inzwischen war die Landwirtschaft nicht mehr rentabel. Die Gebäude der Burg (vor allem das Torhaus der Oberburg und die gesamte Unterburg) wurden zunehmend vernachlässigt und dem Verfall preisgegeben. Erst mit dem Übergang der beiden Burgteile in die Hand neuer Privatbesitzer wurden wieder Investitionen getätigt.[9]

Chronik

1./2. Jh. n. Chr.
Römer siedeln auf dem Gelände der heutigen Burg Lissingen.

6./7. Jh. n. Chr.
Franken (Merowinger) haben die Römer verdrängt und deren Besitzungen übernommen.

8. Jh. n. Chr.
Die Hausmeier der Merowinger gelangen an die Macht und erreichen als Karolinger große Bedeutung. Sie erwählen die Abtei Prüm zum Hauskloster und statten es mit zahlreichen Gütern aus. Auch das Gelände der heutigen Burg Lissingen gelangt an die Abtei Prüm.

9. Jh. n. Chr.
In den Jahren 890 und 892 wird die Abtei Prüm von einfallenden Normannen ausgeplündert und zerstört. Vermutlich aus diesem Grund wird mit dem Bau von Burgen und Wehranlagen in den Gebieten der Abtei begonnen.

10./11. Jh. n. Chr.
Vermuteter Beginn eines Burgenbaus (steinerner Wohn- und Wehrturm) auf dem Gelände der Burg Lissingen. Reste dieses Wohn- und Wehrturms finden sich heute noch in einem später errichteten Herrenhaus der Burg Lissingen.

1212
Erste urkundliche Erwähnung eines Rittergeschlechts auf Burg Lissingen.

1280
Bau eines zweiten Wohn- und Wehrturmes nahe dem Ersten.

um 1400
Bau eines dritten Wohn- und Wehrturms.

1544
Erste Eifelkarte des Basler Kartographen Sebastian Münster. Darin erscheint die Angabe „Lesingum“ offenbar für Burg Lissingen, die zur damaligen Zeit wie eine kleine mittelalterliche Stadt nach außen hin gewirkt haben dürfte.

1559
Burg Lissingen wird in Unterburg und Oberburg geteilt. Auch die Oberburg entwickelt sich in der Folge zu einer vollständigen Burganlage mit Herrenhaus, Burghof und Vorburg. An der Unterburg entsteht ein neues Torhaus.

1624
Auch die Oberburg erhält ein eigenes Torhaus − ganz im Stil der Renaissance.

1662
Umfangreicher Umbau im Bereich der Unterburg, wobei deren 3 Wohntürme unter Dach gebracht und in ein Herrenhaus integriert werden.

17./18. Jh. n. Chr.
Das auf der Unterburg ansässige Adelsgeschlecht der Zandt von Merl zu Lissingen wird Mitglied im Bund der Niederrheinischen Reichsritterschaft und damit dem Kaiser direkt unterstellt. Burg Lissingen wird Sitz einer winzigen autonomen Herrschaft mit eigener Gerichtsbarkeit.

1794
Die Herrschaft Lissingen verschwindet im Zuge der Französischen Revolution und der Annexion der linksrheinischen Gebiete durch Frankreich von der politischen Landkarte.

1823
Das letzte Mitglied der Adelsfamilie Zandt von Merl zu Lissingen verstirbt und der Besitz gelangt für ein Jahr an die Zandt von Merl zu Weiskirchen (im heutigen Saarland).

ab 1824
Die Unterburg befindet sich fortan in bürgerlichem Besitz und wird vor allem im Rahmen von Land- und Forstwirtschaft sowie eines Mühlenbetriebes genutzt.

20. Jh.
Es erfolgt eine stärkere Mechanisierung der Burganlage in Verbindung mit einer Spezialisierung auf Schweinemast, Saatgutgewinnung, Milchproduktion sowie Stromerzeugung.

1987
Erwerb der Unterburg durch Karl Grommes.

2000
Erwerb der Oberburg durch das Ehepaar Engels.

Heutige Nutzung


Ehemalige Burgmühle, heute Restaurant und Standesamt

Die Unterburg wurde im Jahre 1987 von Patentanwalt Karl Grommes aus Koblenz erworben. Er führte umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durch und stattete den historischen Gebäudekomplex mit Mobiliar, Hausrat, Werkstätten und dergleichen aus. Sein Ziel war es, den gesamten Gebäudekomplex mit seiner Innenausstattung als Ensemble wieder aufleben zu lassen und damit Einblicke in frühere Lebens- und Arbeitsweisen zu geben. Der ganze Komplex steht heute unter der Bezeichnung „Freilichtmuseum Burg Lissingen“.[10][11][12]

Zu besichtigen sind in der Regel der malerische Burghof der Unterburg, ihr Herrenhaus mit Keller, Küche und Wohnräumen, die Zehntscheune, weitere Ökonomiegebäude sowie das Außengelände mit vielen Relikten früherer Jahrhunderte. Führungen werden angeboten (Stand 2013). Dauerausstellungen existieren zu Kutschen, Schlitten, Kirchturmhähnen sowie zu historischem Baumaterial. Die vom Arbeitskreis Eifeler Museen konzipierte Sonderausstellung „Essens-Zeiten“ hat nach 5 Wanderjahren hier eine dauerhafte Bleibe gefunden.

Weiterhin kann die Unterburg für gastronomische und kulturelle Zwecke, wie Feiern, Hochzeiten, Tagungen, Kunstprojekte und Ausstellungen genutzt werden. Innerhalb der Unterburg befinden sich eine Bäckerei mit historischem Steinbackofen, eine Gaststätte und ein Standesamt.[13]

Die Oberburg wurde im Jahr 2000 von Christine und Christian Engels erworben. Sie wird von den Besitzern genutzt. Einige Räume werden (Stand 2011) als Ferienwohnungen vermietet. Auch die Oberburg ist nach Voranmeldung zu besichtigen.

(Wikipedia)

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